Gesunde Milchzähne – ein guter Start fürs Leben

Interview mit Frau Dr. med. dent. Claudia Saxer

Mutter putzt Baby die Zähne
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swissmom: Wann beginnen Babys zu zahnen? Bis wann sind alle Milchzähne durchgestossen?

Frau Dr. Saxer: Im Durchschnitt kommen die ersten Milchzähne mit 6-8 Monaten, die letzten mit 3 Jahren. Jedes Kind hat aber seinen eigenen Fahrplan, d.h. dass erste Zähne schon von Geburt an da sein können oder umgekehrt die ersten Zähnchen sehr lange auf sich warten lassen. Der Zeitpunkt, wann welcher Zahn kommt, ist weniger wichtig, als dass die Reihenfolge ungefähr stimmt.

swissmom: Wie können Eltern ihrem Kleinkind während dem Zahndurchbruch, bei dem viele Babys Beschwerden haben, helfen?

Frau Dr. Saxer: Zuwendung, Ablenkung... bei jedem Baby sind es andere Kleinigkeiten, die dabei helfen, die unangenehmen Momente zu vergessen. Wichtig ist, dass man das Baby nicht mit Nahrung, schon gar nicht mit Süssigkeiten, ablenken will. Erstens ist das schlecht für die Zähne und zweitens „programmiert“ man das Kind: „Wenn ich Schmerzen habe, werde ich mit Essen getröstet“. Es gibt Zahngels, die den Schmerz lindern, dabei soll man achten, dass Creme oder Gel ungesüsst ist, sonst begrüsst man den frischgebackenen, noch wenig resistenten Zahn schon mit seinem grössten „Feind“, dem Zucker. Manche dieser Zahngels enthalten ein Lokalanästhetikum. Nicht alle Eltern wünschen sich gleich für ihr Baby schon „Medikamente“ in dieser Situation. Sparsam dosiert, ist aber gegen künstlich gesüsste Zahnungsgels nichts einzuwenden. Einige Eltern schwören auf Bernsteinkettchen. Dazu kann ich als „Schulmedizinerin“ keine Aussage machen, das gehört eher in die Alternativmedizin. Es gibt Fachleute, die zu bedenken geben, dass Babies in der Kette hängen bleiben können und sich selber gefährden können (Erstickung). Das Baby trägt eine solche Kette am besten, wenn es wach und von den Eltern beobachtet wird.

Zur Person

Dr. med. dent. Claudia Saxer

Frau Dr. med. dent. Claudia Saxer ist eidg. dipl. Zahnärztin mit Weiterbildungsausweis SSO in pädiatrischer Zahnmedizin (www.sso.ch). Von 2001 bis 2006 war sie Aktuarin und Vizepräsidentin der Vereinigung für Kinderzahnmedizin Schweiz (www.kinderzahn.ch). Sie hat fünf Jahre auf der Kinderzahnmedizin des Universitätsspitals Zürich und drei Jahre lang bei der Schulzahnklinik der Stadt Zürich gearbeitet.

swissmom: Welche Aufgaben neben dem Kauen der Nahrung haben die Milchzähne? Warum müssen die Milchzähne gut gepflegt werden? 

Frau Dr. Saxer: Aufgaben der Milchzähne sind vor allem das Zerkauen der Nahrung, die Platzhalterfunktion für die bleibenden Zähne, aber ebenso übernehmen sie eine Funktion bei der Lautbildung (Sprachentwicklung) und nicht zuletzt haben sie eine „ästhetische“ Funktion. Ich erlebe immer wieder, wie schwer es den Eltern fällt, ihr Kind über mehrere Jahre ohne Frontzähne zu sehen (z.B. durch Verlust bei Karies oder Unfall). Das Kind selbst kommt meist sehr gut damit klar!

swissmom: Wie und ab wann sollen Eltern die Zähne der Kleinkinder pflegen bzw. bürsten? Wann sollen Kinder zum ersten Mal zu einer zahnärztlichen Kontrolle?

Frau Dr. Saxer: Zahnpflege muss ab dem ersten Zahn gemacht werden! Ob dies nun mit einer Windel oder einer Kinderzahnbürste anfangs stattfindet, ist weniger wichtig, Hauptsache der Zahn / die Zähne werden gereinigt! Ich empfehle, dass man nach Möglichkeit gleich die Zahnbürste nehmen soll, damit sich das Baby von Anfang an das „neue Gerät“ gewöhnt. Als Faustregel empfehlen wir: im 1. Lebensjahr 1 x pro Tag, im 2. Jahr 2 x, und ab dem 3. Lebensjahr 3 x am Tag die Zähne zu putzen. Am besten immer mit einem Klacks Kinderzahnpasta. Einige Zahnbürsten haben auch eine Dosierhilfe (farbige Borsten im Durchmesser einer kleinen Erbse, soviel eben wie man Zahnpaste benutzen soll). Es ist ganz normal, dass das Kleine in seiner Entwicklung seine Wirkung auch auf die Eltern ausprobieren will und Phasen durchläuft, wo es seinen Eltern klar zu verstehen gibt, dass Zähneputzen das allerletzte auf der Welt ist. Viele Eltern haben dann Bedenken, das Kind zum Putzen zu zwingen. Natürlich ist es schöner, wenn alles ruhig und harmonisch verläuft, aber in diesem Punkt lohnt es sich in keiner Hinsicht nachzugeben. Tägliches Zähneputzen ist extrem wichtig! Eine Behandlung beim Zahnarzt im Kleinkindesalter ist mit Sicherheit weniger angenehm, als von den Eltern zu täglicher Zahnpflege erzogen zu werden. Ich weiss, dies ist einfacher gesagt als getan. Aber geben Sie nicht auf, es lohnt sich! Eine Hilfe in dieser Zeit kann eine etwas lustig anmutende Zahnbürste sein: die Superbrush, sie hat U-förmig angelegte Borsten, d.h. dass sie sich sowohl an der Aussenseite, auf der Oberseite wie auch an der Innenseite der Zähne auf einmal anlegt. Sie ist neu im Handel (Apotheke/Drogerie) erhältlich, obwohl wir sie schon seit Jahren kennen. Diese Zahnbürste ist auch bei Kindern, die gerne Zähne putzen, empfehlenswert. Ein grosser Vorteil dabei: man hat die Zähne unglaublich schnell geputzt!
Wir empfehlen, dass den Kindern mindestens bis 8 Jahren zumindest einmal täglich beim Zähneputzen geholfen wird (abends wäre ideal). Die Motorik der Kinder ist erst in der Entwicklung und lange leuchtet es den Kindern nicht ein, dass sie auch noch Innenzahnflächen haben. Da ist ein Nachputzen einfach unabdingbar. Die erste Kontrolle beim Zahnarzt/Zahnärztin empfehlen wir im Alter von 18 Monaten oder anders gesagt, wenn der erste Milch-Backenzahn gekommen ist. Oft kann das Baby beim Untersuchungstermin mit den grösseren Geschwistern mitgehen oder auch zusammen mit den Eltern. So sieht das Kind auch gleich, dass andere Familienmitglieder ihre Zähne zeigen und dass nichts dabei zu befürchten ist. Je nach dem, ob der Zahnarzt bereits schon Plaque auf den Oberkieferfrontzähnen feststellen kann, muss bereits ein kleiner Hygieneplan aufgestellt werden und gewisse Ernährungsgewohnheiten geändert werden.

swissmom: Wie oft sollte man eine Zahnbürste wechseln? Welche vorbeugenden Massnahmen können Eltern zusätzlich vornehmen?

Frau Dr. Saxer: Kinder wie Erwachsene können eine Zahnbürste unterschiedlich schnell „verbrauchen“. Sind die Borsten nicht mehr gerade, kann keine genügend gute Mundhygiene stattfinden. Die Zahnbürste sollte schon bei kleinen Verformungen gewechselt werden oder spätestens nach ca. 3 Monaten.
Verschiedene Studien zeigen, dass das Zähneputzen nichts nützt, wenn nicht etwas Fluoride im Spiel sind. Ideal ist für Kinder bis ca. 6 Jahren eine Zahnpaste mit reduziertem Fluoridgehalt (Kinderzahnpasten). Danach sollten „normale“ Zahnpasten benutzt werden. Vorteilhaft ist diejenige, die einem am besten schmeckt. Dann putzt Kind auch sicher genug lange die Zähne. Seit 1980 haben wir in der Schweiz die Möglichkeit mit fluoridiertem Salz unsere Speisen zuzubereiten. Eine ideale Möglichkeit gleich allen Familienmitgliedern die nötige Menge Fluorid zukommen zu lassen. Seit der Einführung des fluoridierten Salzes sind Fluoridtabletten in der Regel nicht mehr nötig. Diese würde ich nur noch nach Absprach mit ihrem Zahnarzt an die Kinder abgeben.

swissmom: Karies ist auch an Milchzähnen sehr gefährlich, warum?

Frau Dr. Saxer: Wenn Milchzähne an Karies erkranken, gibt es leider keinen natürlichen Weg zurück. Die Karies schreitet kontinuierlich vor, bis die Karies auf den Zahnnerv kommt und eine Entzündung und somit Schmerzen verursacht. In einigen Fällen kann es gar zu Abszessen kommen, wo das Gesicht des Kindes in der Region des entzündeten Zahnes derart anschwillt, dass oft auch das Auge zuschwillt. Eine unschöne Situation, in der Regel hilft da nur noch das Ziehen des Zahnes plus ev. zusätzlich Antibiotika. Oft sind aber Kinder in dieser schrecklichen Situation nicht mehr behandelbar, so dass wir zuerst auf die Antibiotika zurückgreifen müssen und um nach Abklingen der Entzündung, der Schmerzen und der Schwellung den Zahn ziehen zu können. Auf jeden Fall ist dies eine Situation, die alle verhindern möchten. Deshalb ist es wichtig, auch Milchzähne zu flicken, auch wenn diese einmal ausfallen. Die Milchbackenzähne fallen erst mit ca. 11 Jahren weg, bis dahin muss der Milchzahn den Platz für den Bleibenden frei halten. Ein frühzeitiger Verlust der Seitenzähne führt oft zu engen Platzverhältnissen, die eine kieferorthopädische Behandlung (Spange) zur Folge hat oder die kieferorthopädische Behandlung, die z.B. wegen eines sonst schon zu schmalen Kiefers, noch mehr erschwert. Eine Entzündung des Milchzahnes und seiner Umgebung durch Karies führt auch nicht selten zu einer Störung der Bildung des bleibenden Zahnes. Dieser wird schon im frühstem Kleinkindalter unterhalb des Milchzahnes gebildet. Ein weiterer Grund, die Milchzähne gründlich zu pflegen.

swissmom: Das heisst, man sollte auch mit Kleinkindern, die an den Milchzähnen bereits dunkle Verfärbungen haben, zur zahnärztlichen Kontrolle?

Frau Dr. Saxer: Ja, unbedingt, lieber einmal etwas zu früh den Zahnarzt aufsuchen. Notfallsituationen sind immer unangenehm. Aber Achtung, nicht nur auf dunkle Verfärbungen achten, die allerersten Anzeichen für Karies sind weissliche Kreideflecken, die oft vom Laien ohne direktes Licht auf den Zahn und Lufttrocknung nicht zu erkennen sind. Es gibt aber auch weissliche Flecken, die nichts mit Karies zu tun haben. Darum: Eine kurze Kontrolle ist bestimmt schlauer, als abzuwarten bis es schmerzt! Leider müssen wir in der Schweiz eine drastische Zunahme von Kleinkinderkaries feststellen! Darum empfehlen wir auch die frühe erste Kontrolle mit 18 Monaten vorzunehmen (spätestens aber beim Durchbruch der ersten Milchbackenzähne).

swissmom: Was können Eltern tun, um Kariesbildungen zu vermeiden?

Frau Dr. Saxer: Die drei Pfeiler gesunder Zähne sind: Mundhygiene, richtige Ernährung und Fluoride. Es genügt, dass nur ein Element fehlt oder ungenügend angewendet wird. Wir sehen, dass es heute beim Überangebot an Nahrung und Fertigangeboten schwierig ist, den Punkt der „richtigen Ernährung“ im Griff zu behalten. Wichtig ist zu wissen, dass die Zähne durch Säurebildung der Bakterien (findet sofort nach Einnahme von Esswaren und Getränken statt) „entkalkt“ werden. Diese Entkalkung wird sobald der Speichel (oder die Zahnreinigung) die Säurebildung neutralisiert hat, wieder mit einer Verkalkung wett gemacht. Die Verkalkung braucht aber mehr Zeit als die Entkalkung, darum die Devise: „RUHE IM MUND HÄLT ZÄHNE GESUND“. Wichtig dabei ist, dass Kinder und Babies nicht dauernd an Süssgetränken nuckeln können (auch Milch mit aufgeweichten Biskuits sind gefährlich!). Wasser ist selbstverständlich kein Problem. Nach Zwischenmahlzeiten empfiehlt es sich, die Zähne zu reinigen (das darf das Kind auch mal alleine tun) oder wenigstens den Mund mit Wasser oder noch besser mit einem Fluoridspülmittel zu spülen (Achtung, das Fluoridspülmittel sollten nur Kinder anwenden, die das Mittel auch wieder ganz ausspucken). Milch oder Käse, zuckerlose Kaugummis oder Zahnputz-Bonbons vermögen das Milieu in der Mundhöhle ebenfalls zu neutralisieren. Wie schon erwähnt nimmt in der Schweiz die Kleinkinderkaries immer mehr zu. Grund dafür ist in der Regel der Schoppen. Man nennt dieses Problem auch „Flaschenkaries“. Babies und Kleinkinder sollten von Anfang an daran gewöhnt werden, dass sie zwischendurch nur Wasser trinken dürfen. Eine Dauerernährung ist nicht notwendig. Zudem ist es schwer, das Kind an feste Nahrung zu gewöhnen, wenn es dauernd von kalorienreichen Getränken ein Sättigungsgefühl hat. Am allerschnellsten bildet sich Karies, wenn das Kind nachts eine Flasche mit Süssgetränken im Bett haben darf. Da kann sogar die Kuhmilch Schaden anrichten, da im Mund viel weniger Speichel gebildet wird und der Milchzucker nicht weggeschwemmt werden kann. Bereits diese kleine Menge Zucker genügt, um Karies entstehen zu lassen. Ich weiss, dass einige Mütter jetzt sagen werden, dass ihr Kind immer Milch nachts im Bett hatte und nie Karies erhielt. Warum es bei manchen Kindern keine Löcher gibt und bei anderen trotzdem, kann nur vermutet werden. Einige Kinder trinken wohl die Flasche gleich anfangs der Nacht leer, während andere über die ganze Nacht verteilt schluckweise trinken. Dies könnte den Unterschied ausmachen. Auf alle Fälle würde ich auf Nummer sicher gehen und dem Kind zwischen Zähneputzen und Schlafen nichts mehr ausser Wasser anbieten! Gewöhnen Sie auch am besten Ihr Kind daran, dass es Süssigkeiten nur nach den Mahlzeiten gibt. Da nach dem Essen die Zähne geputzt werden, ist kein negativer Effekt für die Zähne zu erwarten und ihr Kind kommt so auch zu Süssigkeiten, die es in der Regel von Natur aus liebt.

swissmom: Wann brechen die ersten Dauerzähne durch?

Frau Dr. Saxer: Auch hier gilt: Jedes Kind hat seinen Rhythmus. Kamen die Milchzähne später, kommen auch die bleibenden Zähne später. Im Durchschnitt brechen die ersten mit ca. 6 Jahren durch. Aber bitte nicht enttäuscht sein, wenn Ihr Kind in diesem Punkt ein „Spätzünder“ ist. Vermutlich ist es eher von Vorteil, die Zähne etwas später zu kriegen, da dann der Mund schon etwas grösser und die Geschicklichkeit des Kindes entwickelter ist, um diese auch gut zu pflegen. Die ersten Zähne sind die beiden unteren mittleren Schneidezähne und die ersten Backenzähne, die oft ganz versteckt kommen. Erst der Zahnarzt macht Kind und Eltern auf das Erscheinen dieser aufmerksam. Da diese ganz hinter dem ersten Zahn durchbrechen und nicht von Anfang an auf der „Höhe“ der letzten Milchzähne liegen, muss die Zahnbürste abgewinkelt werden, damit man die Mahlflächen, die mit den schönen feinen Einziehungen gezeichnet sind, geputzt werden können (Zähnbürste abdrehen, so dass der Zahnbürstenstil den Mundwinkel zum Ohr hinzieht). Die unteren bleibenden Schneidezähne kommen oft schon, wenn die Milchzähne noch festsitzen, etwas weiter innen im Mund. Wenn der Abstand zu den Milchzähnen nur 1-3 mm ist, ist es ganz normal. Bleiben beide Zähne (alt und neu) aber über 2 Wochen bestehen, lohnt sich der Besuch beim Zahnarzt, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung ist.

swissmom: Wie sollen Schulkinder ihre Zähne pflegen?

Frau Dr. Saxer: Schulkinder sollten ihre Zähne 3 x am Tag mit Zahnbürste und Zahnpaste (keine Kinderzahnpaste mehr) reinigen. Einmal täglich sollen die Eltern bei der Reinigung mithelfen - mitputzen oder nachputzen. Dies braucht bei gewissen Kindern etwas Überredungskunst, aber es lohnt sich! Idealerweise spuckt man nach dem Zähneputzen den Zahnpasta/Speichel-Schaum nur noch aus, Nachspülen ist von Nachteil, da so das wertvolle Fluorid wieder wegschwemmt wird. Sehr empfehlenswert wäre zusätzlich, einmal pro Woche die Zähne mit einem Fluorid-Gel zu putzen (nur in Apotheken erhältlich, weil ein höherer Fluoridgehalt). Deshalb sollte dieses Gel nur bei Kindern angewendet werden, die den Zahnpasta/Speichel-Schaum ganz ausspucken. Dies ist in der Regel spätestens ab dem Kindergarten gut möglich. Ab und zu ist die Anwendung einer Plaqueanfärbetablette noch ganz unterhaltsam für die Kinder und zeigt ihnen, wo ihre Schwächen in der Zahnpflege liegen: Positiv vermittelt, kann das die Kinder sehr motivieren. Denn leider ist die Zahnplaque im Normalfall weiss und für den Laien nicht zu erkennen. Liegt Plaque schon sehr lange auf einem Zahn oder immer wieder an derselben Stelle bildet sich eine weissliche Stelle auf dem Zahnschmelz: Das erste sichtbare Zeichen für eine Karies. Der Zahnarzt kann beurteilen, ob diese Entkalkung noch verkalkt werden kann, oder ob es bereits einer Füllung bedarf. Entkalkungen finden aber vor allem zwischen den Zähnen statt, dort wo auch das Auge des Zahnarztes nicht hinkommt, deshalb sind spätestens ab der 1. Klasse alle 1 bis 2 Jahr Röntgenbilder zur frühen Karieserkennung notwendig.

swissmom: Was ist zu beachten, wenn Kinder eine Zahnspange tragen müssen?

Frau Dr. Saxer: Eigentlich gilt auch hier die Regel: Mundhygiene, richtige Ernährung und Fluoride müssen im richtigen Mass vorhanden sein. Ein Fehlen eines Elementes kann durch die anderen zwei nicht wettgemacht werden. Eine Zahnspange erleichtert es den Nahrungsresten, im Mund hängen zu bleiben, dadurch ist verstärkte und genaue Mundhygiene wichtig. Ihr Spangenzahnarzt oder seine Prophylaxeassistentin wählt mit Ihnen zusammen die geeigneten Mundhygienemittel und –methoden aus, um zu verhindern, dass in dieser etwas schwierigeren Situation Karies eine Chance hat. Durch die Auswahl von „schlaueren“ Zwischenmahlzeiten kann ebenfalls ein wichtiger Beitrag an die kariesfreie Erhaltung der Zähne gemacht werden. Zu empfehlen sind eher nicht-süsse und nicht-klebrige Znünis und Zvieris: ein Schinken- oder Käsebrot, Früchte (weniger Bananen und Dörrfrüchte), Gemüse (ein knackiges Rüebli oder eine gluschtige Gurke) sind einem klebrigen Nussgipfel oder einer stark gesüssten Milchschnitte vorzuziehen.

swissmom: Eine Frage, die sich die meisten Eltern stellen: Wann sollte das Daumenlutschen aufhören oder der Nuggi aus dem Kinderzimmer verbannt werden?

Frau Dr. Saxer: Wenn sich das Gebiss Ihres Kindes allzu lange an einen Nuggi oder Daumen zwischen den vorderen Zähnen gewöhnen muss, stellt sich ein so genannter offener Biss ein: Das heisst, wenn das Kind zubeisst, beissen eben nur die hinteren Zähne aufeinander, die Frontzähne erreichen einander nicht. Diese Fehlstellung ist sehr hartnäckig und für die Kieferorthopäden oft nicht einfach zu therapieren. Am Besten achten Sie sich darauf, dass Ihr Kind bereits schon ab dem dritten Geburtstag den Nuggi oder Daumen nicht mehr braucht! Legen sie den Nuggi – wenn immer möglich – aus dem Gesichtsfeld des Kindes, vereinbaren sie mit ihm anfangs, dass es den Nuggi nur noch nachts braucht oder in Momenten, wo es Trost benötigt. Z. B. soll der Nuggi nur noch im Zimmer benutzt werden. Mit der Zeit ist Ihr Kind so weit, dass es den Nuggi dem Samichlaus abgibt, oder es sich vom Götti „abkaufen“/abhandeln lässt. Allerletzte Eisenbahn den Nuggi abzusetzen ist zum Zeitpunkt des Durchbruchs der bleibenden Frontzähne. Ob sich das Gebiss dann aber noch spontan erholt, ist nicht garantiert.

swissmom: Können Sie den Eltern einen Tipp zum Thema Zahnpflegeversicherung geben?

Frau Dr. Saxer: Heute sind Zahnpflegeversicherungen sehr populär. Klären Sie genau ab, ob sich eine Versicherung für Sie lohnt. Jede Versicherung hat andere Prämien und andere Leistungen. Manchmal würde es sich eher lohnen, die Prämien auf ein eigenes Konto einzuzahlen und es bei Bedarf zu benutzen. Wenn Ihr Kind keine Spange braucht, können sie sich sonst etwas damit leisten. Auf jeden Fall können Sie die Versicherung nur abschliessen, wenn der Zahnarzt nicht bereits Abweichungen feststellen muss. Darum versichern Sie Ihr Kind besser frühzeitig, am besten noch im Kleinkinderalter.

Weitere Informationen oder Möglichkeiten, Fragen über Mundgesundheit und Kinderzahnmedizin zu stellen, finden sie auf www.mundgesund.ch und www.kinderzahn.ch 

Letzte Aktualisierung: 14.01.2020, TV