Was erwartet eine Mama im Wochenbett?

Viel Neues: Im Wochenbett produziert der Körper andere Hormone als in der Schwangerschaft. Welche Veränderungen sind normal?

Mutter und Baby schlafen auf dem Sofa

Das Wochenbett oder Kindbett ist definiert ab Geburt der Plazenta bis sechs Wochen danach. In diesen Wochen erlebt Ihr Körper, Ihre Psyche, aber auch Ihre Beziehung zu Ihrem Kind und Ihrem Partner enorme Veränderungen.

Das passiert mit Ihrem Körper im Wochenbett


Im Wochenbett stellt der Körper die Hormonproduktion um, es sind nicht mehr die selben Botenstoffe wie in der Schwangerschaft gefragt. Diese neuen Hormone wirken sich auf ihre Gefühle zum Kind, die Milchproduktion und die Rückbildung aus. Das Wechselbad der Gefühle und der oberflächliche Schlaf, der dazu dient, das Kind nachts wahrzunehmen, sind Auswirkungen dieser Hormonumstellung

In den 6 Wochenbettwochen bildet sich Ihre Gebärmutter von etwa 1,5 kg Gewicht am Ende der Schwangerschaft, wieder auf Birnengrösse mit rund 50 bis 70 g Gewicht zurück. Nachwehen, die nicht von allen Frauen gleich stark empfunden werden, dienen dieser Rückbildung. Auch der Wochenfluss verändert sich in den ersten 3 bis 4 Wochen von menstruationsstark, blutig bis ausflussartig und gelblich. Anschliessend baut sich die Gebärmutterschleimhaut wieder neu auf.

Durch die neu gewonnenen Platzverhältnisse in Ihrem Bauch braucht Ihre Verdauung einige Tage, bis sie wieder richtig in Gang kommt. Sie können Ihren Darm unterstützen, in dem Sie sich bewegen und viel trinken. Auch mit Leinsamen oder Dörrfrüchten können Sie dazu beitragen, dass die Verdauung wieder anläuft.

Körpergefühl und Bewegung im Wochenbett


Normalerweise spricht nichts dagegen, dass Sie schon kurz nach der Geburt aufstehen und herumlaufen. Wenn Sie sich nach der Geburt so bald als möglich wieder bewegen, werden Sie schneller wieder fit. Vermehrtes Schwitzen im Wochenbett ist übrigens normal und hormonell bedingt.

Sogar wenn Sie einen Kaiserschnitt hatten, sollten Sie sich schon wenige Stunden nach der Operation etwas bewegen. Das regt Ihren Kreislauf an und verhindert die Bildung von Blutgerinnseln (Thrombosen) in den Beinen oder der Lunge.

Die erste Zeit nach der Geburt ist geprägt von einem neuen Körperbild. Viele Frauen beschreiben ein ungewohntes, unsicheres Körpergefühl und fehlenden Halt durch die aufgelockerte Beckenboden- und Bauchmuskulatur. Das Kind ist nicht mehr im Bauch und trotzdem sind die Zeichen der Schwangerschaft noch sicht- und spürbar. Bedenken Sie, dass Kind, Plazenta und Fruchtwasser zusammen durchschnittlich 6 kg wiegen, obgleich Sie selbst zwischen 7 und 15 kg zugenommen haben. Ausserdem haben Sie während der Schwangerschaft wahrscheinlich nicht so viel Sport getrieben. Setzen Sie sich nicht unter Druck, möglichste schnell abzunehmen, denn das Stillen wird Ihnen viel Energie abverlangen.

Mit Übungen zur Rückbildung können Sie ganz sanft bereits wenige Tage nach der Geburt beginnen. Damit wird die Mus­ku­la­tur des Be­cken­bo­dens, die wäh­rend der Schwan­ger­schaft und Ge­burt stark stra­pa­ziert und ge­dehnt wur­de, wie­der gekräf­ti­gt.  

Das Wochenbett für Sie und Ihr Baby


Ihr Kind lernt seine Eltern und seine Welt kennen und auch Sie brauchen die Zeit, um mit der neuen Situation und all den neuen Aufgaben vertraut zu werden. Nach 6 Wochen endet zwar das medizinische Wochenbett, dies bedeutet jedoch nicht, dass Ihr Körper, Ihre Psyche und Ihr Alltag bereits in einem neuen Gleichgewicht sind. Bis die neue Familie Tag und Nacht ein eingespieltes Team ist und die körperlichen Veränderungen sich wieder normalisieren, dauert es eine Weile.

Stillen im Wochenbett


Falls Sie stillen, beginnt die milchbildende Hormonproduktion mit dem Ausstossen der Plazenta und wird durch das Saugen des Kindes und den Körperkontakt gleich nach der Geburt – dem sogenannten Bonding – gefördert. Die Brust verändert sich vor allem in den ersten 3-4 Tagen stark. Der Milcheinschuss kann schmerzhaft sein, die Brust wird grösser, wärmer und fester. Für die meisten Frauen sind so grosse Brüste ungewohnt. Mit einem Still-BH geben Sie ihnen den nötigen Halt.

Wer betreut Sie im Wochenbett?


Egal, ob Ihr Kind im Spital oder in einem Geburtshaus zur Welt kommt: Nach einer unkomplizierten Geburt können Sie wenige Stunden später das Spital wieder verlassen, wenn Sie dies möchten. Sie haben aber natürlich genauso gut die Möglichkeit, die ersten Tage nach der Geburt auf der Wochenbettstation oder im Geburtshaus zu verbringen und sich umsorgen zu lassen.  

Es gibt unterschiedliche Angebote zur Betreuung im Wochenbett. In den ersten Wochen nach der Geburt ist es sinnvoll, dass eine Hebamme zu Ihnen nach Hause kommt. Sie kontrolliert unter anderem das Gewicht des Babys, die Nabelheilung  und beantwortet Ihre Fragen. Ausserdem beobachtet sie die Rückbildung Ihrer Gebärmutter und ob es Anzeichen einer Wochenbettinfektion gibt. Sie kann Sie auch bei Stillschwierigkeiten unterstützen.

Diese Hausbesuche werden von Ihrer Krankenkasse bis zum 56. Tag nach der Geburt übernommen. Kümmern Sie sich wenn möglich bereits in der Schwangerschaft um eine Nachsorge-Hebamme oder eine freiberufliche Pflegefachfrau für die Wochenbettpflege. 

Fachpersonal zur Wochenbettbetreuung und Begleitung zu Hause

Aus der Forschung


Letzte Aktualisierung: 08.03.2022, KM