Die Alleingeburt

Selbstbestimmt oder verantwortungslos? Was eine Alleingeburt bedeutet und welche Risiken Sie damit eingehen.

Mutter mit Baby im Bett
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Wenn sich eine Frau dazu entscheidet, ihr Kind ohne medizinisch ausgebildetes Personal zur Welt zu bringen, spricht man von einer Alleingeburt. Auch die Begriffe Freigeburt, Freebirthing oder DIY-Geburt werden dafür verwendet.

Was ist eine Alleingeburt


Auch wenn der Name dies vermittelt: Ganz alleine muss die werdende Mutter bei der Geburt nicht sein. Wenn sie möchte, sind der Partner, älter Kinder oder andere Bezugspersonen dabei. Das Wort "Allein" bezieht sich auf die Abwesenheit von medizinisch und geburtshilflich ausgebildeten Fachpersonen wie Hebamme oder Ärztin.

Warum sich Frauen für eine Alleingeburt entscheiden


Die Gründe, dass eine Frau bewusst auf Fachkompetenz verzichtet, sind vielfältig:

  • Negative oder traumatische Erfahrungen bei vorangegangenen Geburten.

  • Der Wunsch nach Selbstbestimmung und Kontrolle über die Geburt.

  • Es ist unvorstellbar, im Beisein von fremden Personen zu gebären.

  • Das natürliche Ereignis Geburt soll nicht durch medizinische Interventionen gestört werden.

Die Risiken einer Alleingeburt


Eine Geburt ist ein natürlicher Vorgang und grundsätzlich sind Frauen und ihre ungeborenen Kinder fähig, die Herausforderungen der Geburt zu meistern. Aber auch die beste Vorbereitung und ein unerschütterliches Vertrauen in den eigenen Körper schützen nicht vor Komplikationen.

Einige Komplikationen unter der Geburt treten unangekündigt auf und bedrohen das Leben von Mutter und Kind. Ärztliche Hilfe und geburtshilfliche Erfahrung können ganz plötzlich sowohl für die Mutter als auch für das Kind lebensnotwendig sein. Zum Beispiel, 

  • wenn die Gebärende während der Geburt einen schweren Krampfanfall (Eklampsie) erleidet, der durch eine sorgfältige Betreuung hätte verhindert werden können.

  • wenn das Kind leblos geboren wird, weil Warnzeichen unter der Geburt nicht rechtzeitig erkannt wurden.

  • wenn es bei der Geburt der Plazenta zum weltweit häufigsten Grund für den Tod der Mutter unter der Geburt kommt: einer schweren Blutung mit Gerinnungsstörung.

Eine erfahrene Hebamme reagiert bei Komplikationen oder bereits deren Anzeichen rasch und kann rechtzeitig eingreifen, um schwere gesundheitliche Folgen oder sogar den Tod zu verhindern. Bei einer Alleingeburt fehlt diese Unterstützung in einer Notfallsituation komplett. Bedenken Sie, dass das kindliche Gehirn spätestens nach drei Minuten ohne Sauerstoff unwiderruflich geschädigt ist. 

Nicht lebensbedrohlich, aber trotzdem schwerwiegend sind grosse, unversorgte Rissverletzung. Diese können langfristige Folgen wie zum Beispiel Urin- oder Stuhlinkontinenz haben oder es können sich Fisteln – Verbindungen zwischen Scheide und Blase oder Darm – bilden.

Fachpersonen raten grundsätzlich von einer Alleingeburt ab und sind sich einig, dass eine Geburt immer fachlich begleitet werden sollte. Als Alternative zu einer Geburt im Spital wird eine begleitete Hausgeburt oder eine Entbindung im Geburtshaus empfohlen.

Alleingeburt mit Doula


Eine Doula ist eine Frau, die eigene Kinder geboren hat und der Frau mit dieser Erfahrung während der Geburt emotional zur Seite steht. Mit einer Doula hat die werdende Mutter also die Möglichkeit, zusätzlich zur Hebamme von einer ihr vertrauten, geburtserfahrenen Frau begleitet zu werden. Die Aufgabe der Doula besteht darin, sich während der Geburt ganz auf die werdenden Eltern zu konzentrieren, sie übernimmt keine medizinischen Funktionen und ersetzt also weder Arzt noch Hebamme.

Die Tätigkeit der Doula gilt nicht als Gesundheitsberuf mit fundierter Ausbildung und Berufsabschluss. Die Alleingeburt mit einer Doula ist also keine Alternative zu einer Geburt, bei der eine Fachperson anwesend ist.

Letzte Aktualisierung: 04.03.2024, KM