• Newsletter

  • Kinderwunsch
    • Schwangerschaft
      • Geburt
        • Wochenbett
          • Baby
            • Kind

              • Stillen
                • Krankheiten
                  • Familie
                    • Frauengesundheit
                      • Erziehung
                        • Vater werden
                          • Gesund Leben
                            • Arbeit, Recht und Finanzen

                              Papas voller Einsatz ist gefragt 

                              Vater mit Zwillingen auf dem Arm
                              ©
                              GettyImages

                              "Zwei Eltern, zwei Kinder, ein Kombi, ein Reihenhaus", so hatten Tillmann Schulze und seine Frau die Sache mit der Familienplanung vorgesehen. Als sich in der zweiten Schwangerschaft herausstellte, dass es Zwillinge werden, war der Schock gross. Da waren keine Grosseltern in der Nähe, die Unterstützung bieten konnten. Die Sorge, ob alles gut gehen würde, war beträchtlich. Schon in der ersten Schwangerschaft hatte die Mutter mehrere Wochen im Spital liegen müssen, das Baby kam dennoch einen Monat zu früh. Wie würde das mit Zwillingen sein, wo doch eine Zwillingsschwangerschaft ohnehin mehr Risiken mit sich bringt?

                              Eine ausführliche Untersuchung nahm den Eltern die Sorgen nicht. Im Gegenteil: Die eineiigen Zwillinge teilten sich eine Plazenta, womit ein Risiko für das Fetofetale Transfusionssyndrom bestand, zudem hatte ein Zwilling nur zwei anstelle von drei Nabelschnurgefässen. Die Angst begleitete die Eltern bei jeder der engmaschig angesetzten Kontrollen, bis die Zwillinge in der 36. Schwangerschaftswoche per Kaiserschnitt kerngesund zur Welt kamen. Auch wenn am Ende doch alles gut gegangen ist, ganz spurlos ist diese Zeit nicht an den Eltern vorbeigegangen: "Mit dem Thema Schwangerschaft assoziieren wir auch heute noch Angst, Bangen und Hoffen", sagt Tillmann Schulze. 

                              Alles andere als rosig also, der Anfang, vor allem auch, weil da nicht allzu viele Leute waren, mit denen Schulzes ganz offen über ihre anfänglich nicht gerade positiven Gefühle reden konnten. Heute blickt Tillmann Schulze mit Dankbarkeit zurück. Dankbar, drei gesunde Töchter zu haben. Dankbar, dass die Zwillinge nicht viel zu früh zur Welt gekommen sind und ihnen deshalb viele Sorgen und Schwierigkeiten erspart geblieben sind. Dankbar, dass seine Frau und er die intensive erste Zeit gemeinsam gemeistert haben. Dankbar auch, einen Arbeitgeber zu haben, der ihm nicht nur sagte, die Familie hätte Priorität, sondern dies auch so meinte und ihm ermöglichte, zu Hause zu sein, wenn er dort gebraucht wurde. Vollkommen unkompliziert sprangen Arbeitskollegen ein, wenn es daheim "brannte". Tillmann Schulze ist überzeugt: "Ein Job mit fixen Präsenzzeiten oder Schichtarbeit hätte unsere Beziehung massiv belastet, unsere Nerven wären noch viel öfter blank gelegen."

                              Dass es ohne seinen vollen Einsatz nicht gehen würde, war ihm bereits während der Schwangerschaft bewusst. Und so war es dann auch tatsächlich. Zwischen der Versorgung der Kinder und der Arbeit blieb anfangs kein Raum für Hobbys oder ungestörte Zeiten als Paar, oft musste am Wochenende oder spät abends Arbeit nachgeholt werden, weil es nach einer durchwachten Nacht nicht möglich war, wie vorgesehen früh morgens ins Büro zu gehen. Teilweise sei es "ein schmerzhafter Spagat gewesen", sowohl der Familie, als auch der Arbeit gerecht zu werden, sagt Tillmann Schulze.

                              Inzwischen sind die Zwillinge zwanzig Monate alt und viele Dinge sind einfacher geworden. "Wir kommen langsam wieder zurück in die Normalität", sagt der Zwillingsvater. Seine Frau arbeitet zu 40 % an ihrer vorherigen Stelle und die Möglichkeiten, einem Hobby nachzugehen, sind wieder grösser. Zeiten zu zweit sind aber noch immer selten, vor allem auch, weil es nicht gerade einfach ist, einen Babysitter zu finden, der sich die Betreuung von Zwillingen und einer Fünfjährigen zutraut. Die Suche nach "Ersatzgrosseltern" im lokalen Anzeiger blieb erfolglos, so dass weiterhin der eine Partner einspringen muss, um dem anderen eine Auszeit zu ermöglichen. So kommt es dann, dass Tillmann Schulze am Montagmorgen mit Freuden ins Büro geht, nachdem er seiner Frau ein freies Wochenende ermöglicht hat und in dieser Zeit das Schlafzimmer mit seinen drei unruhig schlafenden Töchtern geteilt hat. 

                              Und es kommen neue Herausforderungen hinzu. Bringt er die Zwillinge in die Krippe, muss Tillmann Schulze aufpassen, dass die Erste sich nicht aus dem Staub macht, während er die Zweite aus dem Autokindersitz holt. Ass die erste Tochter so ziemlich alles, was man ihr vorsetzte, haben Schulzes jetzt "zwei Motztanten" am Tisch, wie der Vater sagt und allmählich machen sich auch erste Trotzanfälle bemerkbar. Besuche im Schwimmbad liegen nicht drin, weil die Grosse noch nicht sicher schwimmen kann und die Kleinen in alle Himmelsrichtungen davonrennen, seitdem sie mobil sind. Dennoch ist das Leben insgesamt jetzt einfacher, die Eltern bekommen mehr Schlaf, was auch zur Folge hat, dass sie weniger krank sind, weil das Immunsystem wieder besser funktioniert. 

                              Wie viel sich verändert hat, wird Tillmann Schulze bewusst, wenn er in seinem Buch liest, das er über sein erstes Jahr als Zwillingsvater geschrieben hat. Ein Buch, das er nicht rückblickend verfasst hat, sondern immer dann, wenn sich mitten im turbulenten Alltag als frisch gebackener Zwillingsvater eine Gelegenheit zum Schreiben bot. Entstanden ist ein sehr ehrlicher Bericht über die Höhen und Tiefen einer äusserst intensiven Phase des Familienlebens. Tillmann Schulze ist froh, dass er das Buch dann geschrieben hat, als er und seine Frau noch mitten in dieser Phase steckten, denn, so sagt er: "Vieles von dem, was damals war, haben wir schon längst wieder vergessen."

                              Aus der Forschung


                              Letzte Aktualisierung: 08.05.2016, TV